Mein älterer Sohn ist jetzt fünf Jahre alt und seit längerer Zeit äußert er vermehrt den Wunsch, mehr entscheiden bzw. mitentscheiden zu wollen. Für mich als Mama sehr interessant, weil wir von klein auf seine Selbstbestimmung gefördert haben, indem er in sehr vielen Bereichen Mitbestimmungsrecht hat, ihn motiviert haben vor allem für sich und seinen Körper zu äußern, was für ihn passt und was eben nicht und wir stets dahinter sind, dass er Dinge selber erfahren, erleben, probieren etc. kann, mit der Sicherheit, dass wir immer greifbar sind und hinter ihm stehen. Dies bedeutet für mich auch, dass ich ihm zugestehe, dass er auch Dinge macht, die mir vielleicht nicht so gefallen, oder auch das Risiko eingehe, dass er Misserfolge erlebt. Darin sehe ich aber eine sehr große Chance in seiner emotionalen Entwicklung, wie auch was seine Fähigkeiten anbelangt. Dieser Zugang bedeutet aber auch, dass ich wiederholt Diskussionen mit meinem Schatz habe. Neuerdings z.B. vor allem was die Outdoorbekleidung anbelangt. Man könnte jetzt sagen, dass wir uns dieses „Ei selbst gelegt haben“, indem wir ihn besonders in diesem Bereich der Selbstbestimmung viel Freiheiten lassen. Und ja, so kann man es sehen, aber ich bin stolz darauf, dass mein Fünfjähriger bereits verhandeln kann, um im besten Fall für ihn das zu erreichen was er möchte. Und ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich wirklich, vor allem in den Morgenstunden, häufig genervt von seinen Forderungen bin und ich nicht immer und überall Ruhe bewahren kann… Aber, und das gilt auch für meinen jüngeren Sohn, habe ich gelernt mich selbst zu fragen „Was ist mir wirklich wichtig?“. Dies bedeutet, dass ich klar und wiederholt Grenzen setze und diese auch vehement durchsetze, wenn ich mir sicher bin, dass ich dahinter stehe und vor allem dann, wenn es um gefährliche Situationen z.B. im Straßenverkehr geht. So will mich mein großer Schatz nun wiederholt überreden, dass er alleine mit dem Rad in der Nachbarschaft herumfahren darf, weil es Nachbarsjungen in seinem Alter auch dürfen. Hier gibt es aber klar für mich keinen Kompromiss und er wird noch für längere Zeit die gleiche Antwort auf die gleiche Frage bekommen. Ich sehe das so: Sein Job ist es, sein Autonomiestreben zu verfolgen und unser Job ist es als Eltern abzuwägen, wo dies möglich ist und wo eben nicht. Aus meiner Erfahrung heraus bedeutet dies bei manchen Themen, dass man gefühlt 100 Mal und das jeden Tag „NEIN“ sagen muss und bei anderen Themen ein einzelnes „NEIN“ reicht.
Hier stellt sich natürlich die Frage, ob ich diese Entscheidung vor meinem Kind begründen sollte? Meine Antwort ist einerseits ja, weil das Kind sich dadurch besser verstanden fühlen könnte und lernt Zusammenhänge besser zu durchblicken. Aber andererseits auch nein, weil ich bei meinem Fünfjährigen merke, dass er nicht aufnahmefähig ist, wenn er bereits in Rage ist. Es ist also situationsabhängig und variiert. Merke ich z.B. bei Erklärungsversuchen, dass mein Sohn dadurch nur noch emotionaler wird, so lasse ich es für den Moment so stehen und wiederhole die Grenzsetzung. Zu einem späteren Zeitpunkt ist es manchmal möglich die Situation nochmals mit dem Kind zu reflektieren.
Deine MaraMum